Der Fugger-Express (KBS 980/960)
2012 – Das Jahr der leeren Versprechungen?
Im Jahr 2012 setze PRO BAHN – an vielen Terminen zusammen mit DB Regio – die Fahrgastzählungen auf der Strecke München Hbf–Mering–Augsburg fort. Die Daten, die Sie auch in unserem Statusbericht [B004] "2½ Jahre Fugger-Express" finden, bestätigten, dass zwei Züge weiterhin im Abschnitt Mering–Pasing überlastet sind:
- RE 06:39 Uhr ab Augsburg, 07:56 ab Mering
- RE 17:37 Uhr ab München Hbf, 17:44 Uhr ab Pasing
Diese Züge wiesen seit der Einführung des Fugger-Express-Konzeptes hohe Auslastungsgrade auf. Beim Zug um 06:39 Uhr hatte die BEG bereits zum Fahrplanwechsel 2010/2011 den Halt Haunstetter Straße als Notmaßnahme aufgehoben. Neben einem Taktloch brachte dies aber nur vorübergehende Entlastung. Der Zug um 17:37 Uhr hat seit jeher das Problem, das er in der Hauptverkehrszeit mit relativ hohem Abstand zu vorherigem und nachfolgendem Zug verkehrt.
Ergänzend gibt es momentan wieder Hinweise auf überfüllte einteilige Züge von Augsburg Richtung Ulm am Nachmittag. Diesen Hinweisen werden wir in weiteren Zählungen nachgehen.
Zwei größere Bomben platzen jedoch in den monatlichen PRO Bahn Treffen im Augsburger Zeughaus:
- Im März erklärte BEG-Geschäftsführer Fritz Czeschka, dass die Baureihe 440 des Fugger-Express auch in einer Nachfolgeausschreibung des Netzes (ab 2020) in der derzeitigen Innenausstattung verkehren könne. Das stand im krassen Widerspruch zu allen bisherigen Diskussionen, nach denen wir entsprechend unserer Forderungen von einer Anpassung der Innenausstattung, insbesondere der Sitzabstände, an die aktuellen Standards auf anderen Strecken (z.B. München–Passau) ausgegangen waren – hatte doch die BEG durch fehlende Angabe eines Mindestsitzabstandes die jetzige Situation heraufbeschworen.
- Im Mai kassierte DB Regio-Vorstand Norbert Klimt auch die 2009/2010 verkündete Nachrüstung der Baureihe 440 mit durchgehenden Gepäckablagen: Keine Anforderung der BEG – somit keine Realisierung! Konsequenz des Ausschreibungskonzeptes. Die BEG hat inzwischen bestätigt, dass sie keine rechtliche Handhabe hat, die Nachrüstung einzufordern. Nun freuen sich wieder alle auf den Winter, wenn die dicken Winterjacken nirgendwo abgelegt werden können und auch wegen der Schneereste am Boden ein Abstellen von Taschen und Rucksäcken unter den Beinen – unabhängig vom engen Sitzabstand – nicht mehr möglich ist.
Unsere aktuellen Forderungen als Fahrgastverband sind klar:
- Verstärkung der Züge 06:39 Uhr ab Augsburg und 17:37 Uhr ab München
- Nachrüstung der lange versprochenen durchgehenden Gepäckablagen
- Anpassung der Innenausstattung an die bayernweit üblichen Standards bei der Neuausschreibung des Fugger-Express-Netzes ab 2020.
Um den berechtigten Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat die PRO BAHN-Bezirksgruppe Schwaben eine Petition an den Bayerischen Landtag gestartet. Denn nur der Landtag kann auf die Staatsregierung – und von dieser wird die BEG letztendlich kontrolliert – Druck ausüben. Über 3000 Fahrgäste haben die Petition unterzeichnet! Mehr Informationen finden Sie unter dem Menüpunkt Petition.
Erneute massive Probleme im Herbst/Winter 2010/2011
Seit Mitte November 2010 gingen bei PRO BAHN wieder Klagen über Verspätungen und Berichte über verkürzte und überfüllte Züge beim Fugger-Express ein. Eine der Ursachen war der laufende Umbau der Kupplungen am ET440 durch den Hersteller Alstom. Hier erfolgten mehrere Modifikationen, um die Kupplungen winterfest zu machen (u.a. Einbau von Heizelementen, Tropfwasserschutz, stärkere Federn). Dabei stellte sich allerdings heraus, dass beim Zusammentreffen von einer umgebauten und einer nicht umgebauten Kupplung ein Problem in der Fahrzeugsoftware auftritt, das zum Abschalten des angekuppelten Fahrzeuges führt.
Für viele Meringer Fahrgäste galt deshalb erneut: Wir müssen leider draußen bleiben...
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Bild: Fahrt in der Sardinenbüchse - gut gefüllter Zug morgens in Mering (19.11.2010) |
Als Ende November der erste Wintereinbruch Schnee und Frost nach Bayern brachte, folgte eine Neuauflage des Winters 2009/2010: Neben einer großen Zahl von Weichenstörungen war auch die "Störung am Triebfahrzeug" wieder der Grund für massive Verspätungen, Zugkürzungen und -ausfälle. Der Umbau der Kupplungen hatte keine große Verbesserung gebracht. Nun müssen wie auch im Winter 2009/2010 Mitarbeiter in Augsburg die Kupplungen vor dem Zusammenkuppeln von Eis und Schnee befreien[14]. Trotzdem kommt es immer wieder zu Störungen. Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der DB Regio Allgäu-Schwaben, wies im Stadtgespräch bei Augsburg TV mit Andrea Horn und Winfried Karg, PRO BAHN-Bezirksgruppe Schwaben, daraufhin, daß in den Anforderungen festgeschrieben sei, daß das Fahrzeug bis -30°C sicher kuppeln müsse. Davon ist die Technik momentan offenbar noch weit entfernt.
Während der Freistaat Bayern Anfang Dezember Maßnahmen zur Verbesserung der Kapazitätssituation ankündigte, zeichnet sich an der Technikfront auch Anfang 2011 noch keine Entspannung ab.
Massive Startprobleme im Winter 2009/2010
Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2009 wurde das ursprünglich geplante Betriebskonzept mit Flügeln bzw. Kuppeln der Züge in Augsburg Hbf umgesetzt. Insbesondere in den ersten Monaten kam es dabei regelmäßig zu Problemen[10]:
- Zugteile ließen sich nicht oder erst nach mehrfachen Versuchen kuppeln. Dementsprechend gab es erhebliche Verspätungen und/oder verkürzte Züge. Beides führte des öfteren dazu, dass gerade Fahrgäste aus Kissing und Mering bzw. in der Gegenrichtung in Pasing nur noch mit Mühe in die Züge kamen oder sogar am Bahnsteig zurückbleiben mussten.
- Knapp bemessene Wendezeiten in München (im Regelfall 10 Minuten) sorgten (und sorgen bis heute) dafür, dass Verspätungen aus Fahrten in die Landeshauptstadt direkt an die Rückfahrt durchgereicht werden.
- Verschärft wurde das durch Probleme beim Wechsel der Fahrtrichtung in München, die die Lokführer zwangen, die Steuerelektronik der Züge neu zu starten.
- Reparaturrückstand führte dazu, dass in den Pfingstferien wiederum viele Züge nur gekürzt verkehrten. Danach fuhr der Zug 17:02 Uhr ab München, der direkt aus dem Werk Steinhausen kommt, über Wochen lang im dicksten Berufsverkehr nur verkürzt oder fiel ganz aus, weil die Techniker nicht mit den Reparaturen hinterher kamen.
Verstärkt wurde dies durch eine ganze Reihe anderer Probleme, die nichts mit dem Fugger-Express zu tun hatten, aber sich in ihrer Wirkung überlagerten:
- DB Netz erwies sich als schlecht gerüstet für den Winter. Kaum ein Tag verging ohne Verkehrsbeeinträchtigungen durch Weichenstörungen auf den Fugger-Express-Strecken[11]. Trauriger Höhepunkt war der 29.01.2010, als Schneefall den gesamten Zugverkehr zwischen Pasing und München Hbf zum Erliegen brachte.
- Baustellen zwischen Ulm und Gessertshausen sorgten regelmäßig für Verzögerungen bei den Zügen aus dieser Richtung und bei den anschließenden Fahrten von Augsburg nach München.
Nach einer Reihe von Modifikationen an den ET440 gingen die Fahrzeugstörungen im Sommer 2010 deutlich zurück. Die Fahrgäste atmeten das erste Mal auf. Doch bereits am 04.07.2010 war es mit der Freude wieder vorbei. Nach der Entgleisung eines Güterzuges im Westkopf des Augsburger Hauptbahnhofs konnten zwei Wochen lang die Fugger-Express-Züge nicht mehr planmäßig verkehren. Züge in Richtung München fuhren nur noch als zweiteilige Einheiten mit einem Drittel weniger Plätze. DB Regio verstärkte diese schnell durch zusätzliche Züge, allerdings unterlief der für Ansagen und Anzeigen verantwortliche DB Bereich Station & Service diese Anstrengungen mehrfach durch fehlende Fahrgastinformationen über die Alternativen.
Dieses Ereignis hat natürlich mit dem Fugger-Express zunächst einmal gar nichts zu tun, sorgte aber dafür, den Frustpegel zahlreicher Pendler auf hohem Niveau zu halten.
Fugger-Express-Ersatzkonzept 2008/2009
Im Herbst 2008 stellte sich heraus[5], dass die bei Alstom Transport Deutschland bestellten Triebwagen des Typs ET440 zum Fahrplanwechsel im Dezember aufgrund von technischen Problemen keine Zulassung vom Eisenbahnbundesamt[6] (EBA) bekommen würden. Genau wie kein Auto ohne TÜV-Abnahme fahren darf, darf auch kein Zug ohne Zulassung des EBA eingesetzt werden.
Zum Fahrplanwechsel wurden die vorgesehenen Fugger-Express-Züge durch Doppelstock-Wendezüge[7] bzw. normale Nahverkehrszüge (n-Wagen[8]) gefahren. Fahrgäste mussten nun bei fast allen Zügen in Augsburg umsteigen. Das galt auch für Verbindungen, die vor Dezember 2008 bereits durchgehend verkehrten.
Von den versprochenen Kapazitätsverbesserungen im Berufsverkehr war auf der Strecke Augsburg – Mering – München und auch Dinkelscherben – Gessertshausen – Augsburg nichts zu merken. Das wurde zunächst dem Ersatzkonzept zugeschrieben.
Dass alte Züge nicht automatisch schlechte Züge sind, merkten die Fahrgäste, als ab Sommer 2009 vermehrt die Triebwagen des Typs ET440 zum Einsatz kamen. Technische Störungen an den Fahrzeugen führten gehäuft zu Verspätungen und Zugausfällen und lieferten einen Vorgeschmack auf den Winter 2009/2010. Auch die eigentlich für den Sommer sehnsüchtig erwarteten Klimaanlagen funktionierten anfangs keineswegs wie gewünscht. Sie erwiesen sich als schlecht regelbar und konnten gerade bei überfüllten Zügen kaum für angenehme Kühle sorgen.
Einen detaillierten Rückblick auf das Fugger-Express-Jahr 2009[9] finden Sie im Blog von "meringer-bahnfahrer" im Mitmachportal der Augsburger Allgemeine.
Letzte Änderung: 09.12.2012